Schau-Spiel-Studio zeigt "Sonny Boys" von Neil Simon

(10. Oktober 2007) Lewis und Clark haben Amerika erobert. Sie waren die ersten Forscher, die auf ihrer Expedition von 1804 bis 1806, im Auftrag von Präsident Jefferson, den ganzen Kontinent bis zur Pazifikküste erkundet haben.
Auch die beiden Komiker Lewis und Clark haben Amerika erobert. Mehr als drei Jahrzehnte lang haben sie von der Ost- bis zur Westküste die Herzen ihres Publikums gewonnen, als die berühmten "Sonny Boys", die auf den großen Showbühnen von New York bis Los Angeles zu Hause waren und Generationen dankbarer Zuschauer zum Lachen brachten. Nach außen die Fassade einer idealen Partnerschaft, geprägt von Erfolg und Glamour - aber hinter dieser Fassade tobte ein 30jähriger Krieg, in dem die beiden einander bis aufs Blut reizten, peinigten und verletzten.

"Ich kannte seine Gedanken…er kannte meine Gedanken. Ein einziges Wesen. Das waren wir beide." Was nach tiefer Zuneigung und Harmonie klingt, kann mit der Zeit ins völlige Gegenteil umschlagen. Irgendwann beginnt man den anderen zu hassen, weil er der Andere ist, den man braucht als Ergänzung des eigenen Selbst, weil man selbst nicht das Ganze sein kann, das man gern wäre. Vor elf Jahren ist das brüchig gewordene Band endgültig zerrissen. Al Lewis hat sowohl die Bühne als auch die Stadt New York verlassen, und fern von diesen beiden Jungbrunnen altert und kränkelt er nun still vor sich hin. Willie Clark hockt in seinem schäbigen Appartement, badet in der Illusion, eine große Solonummer zu sein, und ist doch nichts anderes als ein verblichener Stern von gestern, den niemand engagieren will, weil er sich keinen neuen Text mehr merken kann.

In diese Tristesse platzt Nancy Silverman, Willies Nichte und zugleich seine Agentin, mit einem überraschenden Angebot: Das Fernsehen plant eine Sendung über die große Zeit des amerikanischen Varietés, und hier sollen die legendären "Sonny Boys" noch einmal ihren nicht minder legendären Doktor-Sketch präsentieren.

Auch wenn es Überwindung kostet - beide lassen sich darauf ein. Zu verlockend ist die Aussicht, endlich wieder im Rampenlicht zu stehen, selbst wenn man dazu den ungeliebten Partner ertragen muss. Doch das geplante Comeback wird vor allem ein Comeback altvertrauter Bosheiten und Animositäten. Zu gut kennt jeder die Schwachstellen des anderen, um nicht zielbewusst hineinzustechen. Aus dem notwendigen Miteinander wird erneut ein unversöhnliches Gegeneinander. Die Renaissance der "Sonny Boys" endet in einem Fiasko. Erst ganz zuletzt, als endlich die ewig gleichen Rollenzwänge von ihnen abfallen, können sie einander zum ersten Mal von Mensch zu Mensch begegnen. Erst jetzt, nach ihrem unwiderruflichen Ende als Komiker, können sie erstmals die Schwächen des anderen mit Humor nehmen. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

"Sonny Boys" ist ein Schauspiel über Schauspieler, eine Komödie über Komödianten. Ein Beruf, den man nicht ergreift, sondern von dem man ergriffen wird. Mit Leib und Seele, mit Haut und Haaren. Und der einen lebenslang nicht mehr loslässt. Willies Ausruf, ausgerechnet auf dem Krankenlager, nach knapp überstandenem Herzinfarkt, ist symptomatisch: "Wenn ich aufhöre, bin ich tot! Ich muss spielen! Ich bin Schauspieler!" Und wenn man kein Engagement mehr findet, wird eben die eigene Wohnung zum Theater, Verwandte und Nachbarn, ob sie wollen oder nicht, müssen Stichwortgeber und Publikum zugleich sein, jedes Gespräch wird zum Dialog, jede Äußerung eines anderen ist nur Anlass für die eigene Pointe. Alltagsleben und Bühnendasein verschwimmen ineinander und sind schließlich nicht mehr zu trennen, immer und überall sucht man als Komiker einer Erwartungshaltung zu entsprechen - vor allem der eigenen. Dass dieses Stück trotz alledem kein Trauerspiel, sondern eine Komödie ist, verdankt es der Liebe des Autors zu seinen Figuren. Er liebt sie mitsamt ihren Egoismen, Eitelkeiten, Eifersüchteleien und ihren manchmal nervtötenden Marotten. Er wahrt ihre Würde auch im Abstieg und im Gefängnis ihrer Lebenslügen - und beweist damit: Komik und Witz kommen zur Not ohne Liebe aus - Humor nicht.

Neil Simon, geboren 1927, gehört zu den erfolgreichsten amerikanischen Bühnenautoren. Sein Stück "Sonny Boys" hatte 1972 Premiere, für das Drehbuch zum Film (mit Walter Matthau und George Burns in den Hauptrollen) erhielt er 1975 den Oscar.

In der Inszenierung von Michael Labs sehen Sie Gisbert Möller als Willie Clark und Lutz Uhle als Al Lewis. In weiteren Rollen Paula Donner (Nancy Silverman), Erika Seiler (Krankenpflegerin), Martin Heuer (Regieassistent) , Kathrin Platzner (Krankenschwester im Sketch) und Hans-Gerd Pruß (Patient im Sketch / Regisseurstimme).

Technik: Nele Engler und Felix Kiesler

Die Premiere ist am Freitag, 12. Oktober 2007, 20 Uhr im Theater an der Warthstraße, Wiehl.

Weitere Aufführungen: Sa. 13.10., Mi. 17.10., Fr. 19.10., Sa. 20.10., Mi. 24.10., Mi. 07.11., Fr. 09.11., Sa. 10.11. jeweils um 20 Uhr und So. 14.10., So. 21.10. jeweils 18 Uhr

Schau-Spiel-Studio Oberberg, Warthstraße 1, Wiehl
Kartenvorverkauf: Wiehl -Ticket, Bahnhofstraße 1, Wiehl, Telefon 02262/992 85
(9,- / 5,50) oder an der Abendkasse (10,- / 6,-).
Last-Minute-Reservierungen: Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn unter 0160 1644509.

Die Bilderserie wird präsentiert mit freundlicher Unterstützung durch:

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