Lachmuskeln der Theaterbesucher gerieten „Außer Kontrolle“

(11. April 2011) „Außer Kontrolle“ ist eine Komödie in bester englischer Tradition, ein perfekt konstruiertes Verwirr- und Verwicklungsspiel. Raimund Binders Regie macht aus Ray Cooneys Komödie eine Farce vom Feinsten. Die zwingende Logik dieser ablaufenden Desaster, dieses Rennen von einer Notlüge zur nächsten funktioniert beim Ensemble des Schau-Spiel-Studio Oberberg perfekt. Das Publikum kam dabei streckenweise regelrecht aus dem Lachen nicht mehr heraus.
Foto: Christian MelzerFoto: Christian Melzer In zwingender Logik reichte eine Pointe an die nächste - eine hervorragende Ensembleleistung. Das Stück erzählt die Geschichte eines Ministers, der in allerlei Verwicklungen gerät. Gelegenheit macht Liebe, denkt sich dieser Minister und verabredet ein stimmungsvolles Tête-a-tête mit der Sekretärin des Oppositionsführers in einem Hotel. Schwerstarbeit verrichtet Thomas Knura als Staatsminister Richard Willey. Eine „Leiche" (Marcel Wirths), eingeklemmt im Fenster seiner Hotelsuite, vermasselt dem Politiker das Schäferstündchen mit einer Sekretärin der Opposition (Tasmin Neumann). Da kommt er im wahrsten Sinne des Wortes ins Schwitzen.

Die Leiche muss weg und zwar ohne Aufsehen - das ist dem Machtmenschen sofort klar. Doch in dem Bemühen, jeglichen Skandal von seiner sauberen Weste fernzuhalten, verstrickt er sich und seinen Sekretär George Pigden (Eckhard Pfiffer) in ein undurchdringliches Gespinst aus Lug und Betrug. Die beiden Hauptdarsteller Thomas Knura und Eckhard Pfiffer laufen auf der Bühne zur Hochform auf. Ihr von Anfang an flottes Spieltempo wird im Verlauf des Stückes noch rasanter. Je grotesker sich die Farce entwickelt, umso besser agieren die beiden. Knura - mal als resoluter, mal nahe am Nervenzusammenbruch stehender Managertyp - ist die Rolle auf den Leib geschneidert. Pfiffer als Willeys tollpatschiger und irgendwie mit allem überforderter Sekretär George, der vom Muttersöhnchen zum heißblütigen Latinlover mutiert, ist die absolut perfekte Besetzung für seine Rolle.

Doch auch die weiteren Darsteller werden ihren Rollen gerecht. Tasmin Neumann beispielsweise, die als Fast-Ehebrecherin Jane Worthington leicht bekleidet mit viel Charme von einem Versteck zum anderen flüchtet. Oder Ferdinand Feldmann als pfiffiger und zuweilen zynischer Hotelpage, der als Einziger immer Herr der Situation bleibt und gegen ein Trinkgeld alles möglich macht. Irrwitzig auch Johannes Schima als gehörnter Ehemann mit einem „kleinen Problem", das ihn zu einer Heulsuse werden lässt. Überzeugend agieren Hans-Gerd Pruß als Manager, der scheinbar langsam den Überblick über sein Hotel verliert, und Barbara Wiwianka als elegante Politikergattin, die einem Seitensprung ebenfalls nicht abgeneigt ist. Sehenswert auch Katrin Platzner als resolute Schwester Foster und natürlich Marcel Wirths als Jack Baker, der als Leiche, die eigentlich ein ohnmächtiger Detektiv ist, das Geschehen auf der Bühne „Außer Kontrolle" geraten lässt. Er spielt seine Rolle hervorragend - selbst als lebloser Körper, der mit seinem Mantel im Schrank aufgehangen wird, ist er sehr überzeugend.

Der 1932 in London geborene Dramatiker und Autor Ray Cooney ist auch bekannt als der "Meister der Farce". „Außer Kontrolle“ ist nicht nur eine aberwitzige Komödie, sondern auch eine ironisch-bissige Satire auf einen Politiker, der die Kontrolle verliert und seine Immunität mit hohen Trinkgeldern erkauft. Cooneys Stil zeichnet sich durch eine absurde Komik aus. Bei dem herrlich konstruierten Lügengerüst, das völlig außer Kontrolle gerät, kommt der Zuschauer aus dem Staunen und Lachen nicht mehr heraus.

Was ein defektes Fenster in einer Hotelsuite so alles anrichten kann: Dem Minister vermiest es das Schäferstündchen, sein jungfräulicher Sekretär mutiert zum heißblütigen Latinlover und ein gewiefter Hotelpage wird in einer Nacht zum reichen Mann. Eine schräge Farce mit herrlich überzeichneten Charakteren, hervorragend inszeniert von Raimund Binder.

Kulturkreis Wiehl

Weitere Vorstellungen:

13.04.2011, 20:00 Uhr (Mi)
16.04.2011, 20:00 Uhr (Sa)
17.04.2011, 18:00 Uhr (So)
04.05.2011, 20:00 Uhr (Mi)
06.05.2011, 20:00 Uhr (Fr)
11.05.2011, 20:00 Uhr (Mi)
13.05.2011, 20:00 Uhr (Fr)
14.05.2011, 20:00 Uhr (Sa)
15.05.2011, 18:00 Uhr (So)
18.05.2011, 20:00 Uhr (Mi)
20.05.2011, 20:00 Uhr (Fr)
21.05.2011, 20:00 Uhr (Sa)

Die Bilderserie wird präsentiert mit freundlicher Unterstützung durch:

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