Kneipenjazz im Achter-Pack

(8. Mai 2013) Zum Jazztage-Finale dem „Jazz in der Kneipe“ spielten acht Bands in acht Lokalitäten der Wiehler Innenstadt – und für jeden war etwas dabei. Ganz genial war das Wetter nicht – aber es blieb trocken – und so ließen sich die Jazz-in-der-Kneipe-Freunde nicht vom Zug von Spielort zu Spielort abhalten.
Kneipenjazz - Foto: Christian MelzerKneipenjazz - Foto: Christian Melzer Zum Start standen bereits um 19:30 Uhr „ProAm3 & friends“ in der Posthalterei des „Hotel zur Post“ und „Echo of Nawlins“ im „Hotel Platte“ bereit. Es folgten eine halbe Stunde später die Konzerte von „Six4Jazz“ (CU!) und „Ali Claudis Blue Soul Band“ (Wirtshaus). Um 20:30 Uhr ging es weiter mit „G.U.T.“ im Checkpoint und die neue Formation „Jazzdate“ spielte im „Café 90“ auf. Guido Molzberger kam wieder einmal ins „Sümpfchen“ mit seiner Band „Back on the road“ und wie sie starteten „Juke Point Pimps“ (Black Box) um 21 Uhr.

Das Quintett „Echo of Nawlins“ war bereits 2012 im „Hotel Platte“ – allerdings beim Jazzfrühschoppen am Sonntagmorgen. Ein wichtiger Impulsgeber für den Sound der „Echoes of Nawlins“ ist die Musik der Dirty Dozen Brassband, die in revolutionierender Weise traditionellen New Orleans Jazz mit Pop-, Funk-, Soul-, und Bebop-Elementen aufmischte. Mit „Zigga Bugaloo“ oder „Dew Drop Down“ überzeugten sie die Gäste am Dienstagabend mit Traditionals aber auch neuer New Orleans-Musik. Bereits am Vorabend brillierte Ausnahmegitarrist Manuel Marcos bei der Blues-Night in der „Breakdown Blues Band“. Auch als „friend“ der „ProAm3“ überzeugte er und hatte einen weiteren Musikerfreund dabei: Posaunisten Bernt Laukamp. „ProAm3“ zeigte zunächst einmal als Trio Swing, Latin und Standards der 60er Jahre. Zu Stücken wie „No more blues“ von Antonio Carlos Jobim bot Sängerin Sandra Reinbott zudem grandiose Gesangseinlagen.

Die neue Sängerin von „Six4Jazz“ Eike Sophia Sten wuchs in Minnesota auf und studierte in New York. 1991 kam sie nach Köln und singt seit dem in verschiedenen Formationen – seit April 2013 auch bei „Six4Jazz“. Die vielseitigen Bläser Jan Schürfeld und Winfried Jung bereicherten die Songs der Band durch ihr abgestimmtes Spiel. Für den richtigen Groove sorgten Max Jalaly am Bass und Daniel Galati am Schlagzeug. Hans Reumanns warmer Gitarrensound und die lebendige Spielweise von Ulli Kuhn am Vibraphon sorgten wie in den Vorjahren beim Kneipenjazz im „CU!“ für Begeisterung beim Publikum. Gleichzeitig ließ Gitarrist und Sänger Ali Claudi mit seiner "Blue Soul Band" im Wirtshaus das Publikum mitschnippen und –wippen. Packende Gitarren-Soli, kochende Orgel-und Piano- Sounds und kongenialer Schlagzeug–Drive mixten sich zu einem besonderes Konzert mit „Everybody has the blues“, „The Cat“ oder auch „Sister Sadie“.

"G.U.T." setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Musiker Goran (Vujic), Ulf (Stricker) und Thorsten (Praest) zusammen - doch der Name ist zugleich Programm. Und mit einem abwechslungsreichen sehr experimentellen Programm an eigenen Stücken – von „Orbit“ bis „Common Ground“ – begeisterten die drei im „Checkpoint“. Standards und Mainstream-Jazz der vergangenen Jahrzehnte boten Christoph Hundt (Drums), Kai Foerst (Bass), Michael Klein (Tasten) und Rainer Fabeck (Gitarre) im Café 90. Richtig schöne Musik zum Chillen, wie „Summertime“ oder auch „There will never be another you“.

Er hat sie einfach: die Bluesröhre! Wer? Guido Molzberger aus Morsbach, der bereits zum fünften Mal beim Kneipenabend in unterschiedlichen Formationen Gänsehaut beim Publikum erzeugte. Dazu das wahre Allroundtalent an der Gitarre Heiko Schmidt, der sowohl bei Bluesballaden als auch bei Rocksongs den richtigen Ton zur richtigen Zeit trifft. Den fettesten Sound bot Fritz Klappert am Bass, der sich im Blues-Rock bestens auskennt. Für einen rhythmischen Teppich sorgte Sebastian Klappert, dessen musikalische Wurzeln im Progressive Rock liegen. Zwei die von sich sagen „Wenn wir eins nicht können ist das Jazz“ waren das Highlight. Mighty Mike und T-Man als „Juke Point Pimps“ in der Black Box überzeugten mit Blues, Rock, Punk, viel Klamauk und hervorragendem Spiel. Allein die Optik der „Juke Point Pimps“ ist krass. Die Zweimannband mit Schlagzeug, Mundharmonika, Gitarre und Gesang spielte absolut genialen, ungehobelten, krachigen Chicago Blues. T-Man und Mighty Mike sagen von sich selbst, dass sie „bekloppte Typen in weißen Nadelstreifenhosen, roten Schuhen und mit dicken Klunkern“ sind.

Quer durchs Wiehls Innenstadt fanden die Gäste die unterschiedlichen Spielformen des Jazz. Das Kneipenfestival hat sich mittlerweile zu einem echten Publikumsmagneten entwickelt und so waren auch dieses Jahr wieder viele Jazz-, Blues- und Rockfreunde dabei. Im Vorverkauf gingen 500 Tickets an die Kneipenbesucher – etwa 150 kamen noch dazu. Letztes Jahr war wesentlich mehr los, aber wer dabei war, kam auf seine Kosten.

Vera Marzinski

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