Wiehler Jazztage 2008: Blues Night

(28. April 2008) Bereits in der 19. Fassung – die Wiehler Blues-Night. Zwei Sängerinnen standen auf dem Programm, nachdem Blues-Gitarrist und Sänger Louisiana Red wegen eines Handbruchs nicht auftreten konnte. Für ihn hatte sich Angela Brown angekündigt die schon einmal – damals mit Gipsbein – für das Wiehler Jazztagepublikum auf der Bühne stand.
Sie kam diesmal mit Pianist Christian Rannenberg. Mit charismatischer Stimme und kraftvollem Timbre sowie ihren fünf Musikern gab sich Jocelyn B. Smith die Ehre. Der Oberberger würde hier sagen: die Frau Braun und die Frau Schmidt machten Musik. Wiehler Jazztage: Blues NightWiehler Jazztage: Blues Night Über ohrenbetäubende Lautstärke, wie letztes Jahr bei der Ruben-Hoeke-Band konnte sich keiner beklagen. Spielten doch beide Bestzungen eher verhalten. Leider sprang auch der Funke nicht so richtig über, da viele Blues erwartet hatten, aber der Abend eher als „Jazz-Night“ oder „Soul-Night“ betitelt werden müsste.

Mit viel Spaß, Energie, aber einem eher minimalistischen Repertoire – es wirkte wie ein und dasselbe Stück in verschiedenen Varianten – präsentierte Angela Brown ihre BAM – Black American Music. Fast wie in einer New-Orleans-Kneipe konnten sich die Zuhörer fühlen. Angela Brown, die „Lady in Red“ mit knallroter, weiter Bluse und roten Espandrillen zelebrierte sich und ihre Musik. Sie singt von Liebe und Kommunikation, spielt mit ihrer Stimme und hat eine facettenreiche Mimik, gepaart mit einem besonderen Tanzstil. Ihre Musik ist beflügelt von Gospel, Soul und Jazz – damit unterhält sie. Sich selbst, aber auch das Publikum. Immer wieder forderte sie auf mitzusingen und es gelang ihr auch immer wieder. Mit einer Rhythmussektion hätte es in Richtung Party gehen können.

Die 1953 in Chicago geborene Angela Brown sang zunächst in der Kirche, nahm Schauspielunterricht und stand einige Jahre auf Theaterbühnen bevor sie die Rolle der Bessie Smith in einem Musical erhielt. Seit Anfang der 90er Jahre gehört sie zur Jazz- und Bluesszene Europas mit ihrer besondere Ausdrucksstärke und einer kraftvolle Stimme. Für den Blues eigentlich prädestiniert ist Christian Rannenberg, der seine erste Solo-CD mit dem simplen Titel „Blues" 1998 veröffentlichte. Er begleitete Angela Brown in Wiehl auf dem Piano. Gleich zu Beginn zeigte der Mann im Nadelstreifenanzug sein routiniertes Spiel. Mit Angela Brown spielt er melancholisch und bisweilen ausgelassen-aufgedreht. Wiehler Jazztage: Blues NightWiehler Jazztage: Blues Night Purer Funk und Soul, teilweise gepaart mit Pop-Einflüssen – so dann im zweiten Teil des Jazztage-Montags mit „Joclyn B. Smith & Band. Ein genialer Auftakt mit „Summertime“ - mit zunächst fast gehauchtem Gesang steigt Jocelyn B. Smith in die leicht sphärischen Klänge der Band ein. Und dann wird es richtig funky! Sofort ist die Spielfreude der fünf Musiker zu erkennen. Joceyln B. Smith weiß sehr genau um die Qualitäten ihrer Begleiter und lässt ihnen deshalb großzügigen Raum - dennoch bleibt sie natürlich die Nummer Eins.

Sehr balladesk das Stück „Where can I go“. Bassist Hans Dieter Lorenz ließ seinen Kontrabass sehr klassisch erklingen. Er spielte bereits von 1985 bis 1987 mit Jocelyn B. Smith und ist seit 2001 wieder festes Mitglied der Band. Diverse Jazz- u. Weltmusik-Projekte sowie zahlreiche Tourneen mit der Rias Big Band und Shirley Bassey kann er vorweisen. Seine Klasse ist ebenso hervorzuheben wie die von Saxophonist Volker Schlott, der auch auf der Querflöte brillierte. Von meisterhaften, melancholischen Balladen bis zu extrovertierter Spielfreude reicht Schlott's Spektrum. Ein ausnehmendes Klaviertalent ist Henning Schmiedt, der die reiche Farbenpalette seiner fast vollendet beherrschten Kunst auf Piano und Keyboard ausbreitete. Auch Thomas Alkier am Schlagzeug und Kai Brückner standen dem in nichts nach. Mit fabelhaftem Timbre, der Ausstrahlung einer Dame, die ihre Musik lebt, zog Jocelyn B. Smith die Fäden im Konzert. Ob bei „What you are“, Cordoba“ oder „Sky’n earth“. Einfach klasse! Richtig Partymäßig dann ganz am Schluss mit „Move on up“ und „Mountain“ – das war schon ein runder, facettenreicher Auftritt. Nur der Blues kam eindeutig zu kurz.

Gut, man könnte zu dieser „Blues-Night“ sagen: „wenn Blues draufsteht, sollte auch Blues darin sein“. Es gab wenig Blues, aber es kommt manchmal eben anders als man vorher dachte und ohne Zweifel: Angela Brown hatte viel Spaß und ließ diesen auch über die Bühnenkante dem Publikum zukommen. Jocelyn B. Smith ist eine Ausnahmesängerin mit einer grandiosen Band, die den Funk und den Soul – diesen besonders in „I’ve got 1 friend“ hervorragend darbieten. Es war eben ein „Blues-Night“ der anderen Art.

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