Schau-Spiel-Studio zeigt "Die Möwe" von Cechov

(6. September 2007) Eines der aktuell meistgespielten Stücke jetzt auch auf Wiehler Bühne
Video: Die Möwe

Am 21. September um 20 Uhr öffnet sich im Theater des Schau-Spiel-Studio Oberberg erstmals der Vorhang für eine Komödie der besonderen Art. Der junge, noch unbekannte Schriftsteller Treplew lebt auf dem Landgut seines verarmten Onkels. Bei einem Besuch seiner Mutter, der berühmten Schauspielerin Arkadina, führt er sein erstes Theaterstück auf. Seine Darstellerin ist Nina, ein junges Mädchen vom Nachbargut. Arkadina jedoch hat weder Anerkennung noch Verständnis für ihren Sohn. Treplew bricht die Vorstellung vorzeitig ab und das Schicksal aller Beteiligten nimmt seinen Lauf... Fotos: Christian MelzerFotos: Christian Melzer Richtig lustig geht es in "Die Möwe" des 1860 im russischen Taganrog geborenen Dramatikers Anton Pawlowitsch Tschechow (Cechow) nicht zu. An die Stelle des Komischen tritt Ironie und Satire. Das Publikum erhält Einblicke in die Einzelschicksale von im Grunde gewöhnlichen Menschen, die alle versuchen, in irgendeiner Weise im Leben ihr Glück zu machen. Sie stecken sich Ziele, die sie erreichen wollen, um ihrem Dasein einen Sinn zu geben. Das Problem hierbei ist, dass die Ziele nicht zu den Menschen passen. Nichts passt so richtig zueinander, und doch sind die agierenden Personen in ihrer Lächerlichkeit und Hilflosigkeit auf Gedeih und Verderb miteinander verwoben und verschlungen. Alle sind oder werden zu Lebenspfuschern, wobei die Älteren und Erfahreneren im Pfuschen es besser beherrschen, sich selber etwas vorzumachen und in ihrer Oberflächlichkeit noch den Schein zu wahren. "Die Möwe" von Cechov"Die Möwe" von Cechov Die Jüngeren sind in ihrer permanenten Unzufriedenheit und Alltäglichkeit bereits eingebrochen, ja teilweise zerbrochen und ziehen ihre Konsequenzen daraus. So wird es am Ende Sieger und Verlierer geben. Die Verlierer sind aufgrund ihres Status ohnehin die Bestraften und die Sieger sind falsche Sieger - voller Ignoranz und Verlogenheit. Der finale Schuss stört sie nur kurz, dann setzen sie ihr Gesellschaftsspiel fort. "Die Möwe" von Cechov"Die Möwe" von Cechov Die ebenso egozentrische wie eifersüchtige Schauspielerin Arkadina verspürt für ihren Sohn Treplew wenig Zuneigung. Dieser zornige junge Dichter mit dem Gespür für neue Formen des Theaters wird durch Ablehnung und entzogene Liebe zu einer suizidalen Person - voller Seelennot und Zerrissenheit. Der schwärmerische Backfisch Nina will der häuslichen Enge entfliehen und träumt davon, eine große Schauspielerin zu werden. Die Ernüchterung des "wahren" Lebens holt sie bald auf den Boden der harten Tatsachen zurück. Der Arzt Dorn steht in Punkto Glaubwürdigkeit an erster und vielleicht einziger Stelle. Er ist die Identifikationsfigur des Autors Cechov - im Hauptberuf ebenfalls Arzt. Die Gefahr jedoch, ihn allzu positiv zu sehen, ist durchaus gegeben. Der Schriftsteller Trigorin lässt sich von Arkadina verhätscheln, steht unter dem Zwang schreiben zu müssen, und hadert mit der Welt, die nicht ihn sondern die Ausgeburt seiner Fantasie anhimmelt. Der Gutsbesitzer Sorin ist der ruhende Pol in all den "Irrungen und Wirrungen" um ihn herum. Er leidet darunter, dass ihm bereits zuteil geworden ist, was den anderen noch bevorsteht oder gerade widerfährt: Alt zu sein mit dem Wissen, dass man nichts erreicht hat von dem, was man sich einmal vorgenommen hatte. "Die Möwe" von Cechov"Die Möwe" von Cechov Am 21. Oktober 1895 schrieb Anton Cechov an seinen Verleger, er verstoße mit der "Möwe" schrecklich gegen die Bedingungen der Bühne. "Viele Gespräche über Literatur, wenig Handlung, fünf Pud Liebe".

Die Berliner Regisseurin Estera Stenzel konzentriert Tschechows verschiedene Erzählstränge durch die Straffung des Ensembles auf die Essentiellen und gibt dem Ablauf der Handlung auf diese Weise eine tiefe Intensität. In ihrer Inszenierung spielen Gabi Bülter (Arkadina), Michael Albrecht (Trigorin), Anna Lena Mehler (Nina), Ferdinand Feldmann (Sorin) und Thomas Knura (Dorn).

Die Premiere am 21. September beginnt um 20 Uhr. Weitere Vorstellungen am 22.9., 26.10., 27.10., 31.10., 2.11.,23.11., 24.11. jeweils um 20 Uhr und am 23.9., 28.10. und 4.11. jeweils um 18 Uhr in der Aula der Grundschule Wiehl, Warthstraße 1.

Kartenvorverkauf bei Wiehl-Ticket, Telefon 02262/99285.

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