Wiehler Jazztage 2007: Monty Alexander Trio

(12. Mai 2007) Es swingte, jazzte und begeisterte - das Spiel des Monty Alexander Trios am zweiten Abend der 18.Wiehler Jazztage. Monty Alexander vermittelte echte, unverfälschte Lebensfreude durch seine Art zu spielen und auf das Publikum zuzugehen.
Kreativität, brillante Technik und facettenreicher Klang zeichnen sein perlend swingendes Klavierspiel aus, das Vitalität und Subtilität, aber auch Musik seiner karibischen Heimat wie selbstverständlich vereinigt. Gemeinsam mit Bassist Lorin Cohen und Drummer George Fludas - einfach spektakulär, was die drei da auf der Bühne zauberten. Die pure Spielfreude vermittelte schon das erste Stück: "Nite mist blues". Monty Alexander TrioMonty Alexander Trio Monty Alexander erweist sich als ein mit allen Finessen arbeitender Erzähler. Mitten im Stück ein kurzer Part irgendeiner bekannten Melodie - das Publikum reagiert darauf und Monty lächelt verschmitzt. Wenn er seine Improvisationen miteinander verkettet, oder sogar auf den Saiten des Flügels die Töne zupft, oder wenn er zu stark swingenden, beinahe funkigen Stücken genussvoll die Augen schließt, wird klar: Der Mann ist einer der Großen dieser Zeit.

"Danke schön" und "Guten Abend" ist nicht das einzige, was in diesem Konzert deutsch ist - auch die Melodica, auf der er Fragmente des Sonny Rollins Stückes "St. Thomas" spielt. Seine jamaikanischen Wurzeln lässt er auch gerne in die Traditionen des amerikanischen Jazz einfließen. so darf auch das Harry Belafonte Stück "Banana Boot Song" nicht fehlen - zwischendurch mit orientalisch klingenden Einschüben.

Zu "Reneval" glänzt Lorin Cohen auf dem Bass beim Intro. Ein hervorragender Musiker, der vollkommen in seinem Spiel aufgeht, was auch sehr an seiner Mimik zu sehen ist. Der aus Chicago stammende Musiker wuchs schon in jungen Jahren mit Musik auf. - seine Mutter war Musiklehrerin. Nachdem er mit dem Alt-Saxophon angefangen hatte, nahm er sich die Bass-Gitarre die ihm sein Bruder Elliot, ein Rock- und Blues-Gitarrist, empfahl. Inspiriert von der familiären Passion für Musik, weitete sich Lorins Musikinteresse aus auf Chicago Blues, Funk und nachdem er Jaco Pastorious und Chick Corea gehört hatte, auch auf Jazz. Schnell stellte sich seine besondere Liebe für Jazz Harmonien, Improvisation und den "Groove" heraus. Lorin Cohen studierte Akustik-Bass, unter anderem auch beim legendären Ray Brown. Im März 2005, fragte Monty Alexander ihn für ein Konzert in Zürich/Schweiz an.

Einen weiteren exzellenten Beitrag zum Rhythmus-Teppich für das Konzert in der Wiehltalhalle legt Schlagzeuger George Fludas. Der 1966 in Chicago geborene Schlagzeuger wurde zu diesem Instrument von seinem Vater, der es ebenfalls spielte, inspiriert. George Fludas spielte er in Schul-Bands und -Orchester, studierte an der Roosevelt University Music School und trat mit Jodie Christian, Ron Blake, Betty Carter, Tommy Flanagan, Hank Jones und anderen auf. Kürzlich tourte er in Japan mit Saxophonist Eric Alexanders Quartett.

Die beiden aus der jungen Garde ergänzen das Spiel von Altmeister Monty Alexander hervorragend. Dabei behält Monty aber immer die Fäden in der Hand. Er besitzt Eigenschaften, die Leute in Führungsrollen auszeichnen: Souveränität und Virtuosität im eigenen Spiel, Kreativität, Charisma - einerseits. Das Bedürfnis, talentierten Kollegen ehrlich die Hand zu reichen auf dem Weg nach oben - andererseits.

Zusammen mit seinem Trio lässt Monty Alexander die Erinnerung an die Montreux-Aufnahmen wieder aufleben und gibt auch neuen Stücken Raum. In der jüngeren Vergangenheit hat er einige Bob Marley-Nummer in sein Repertoire aufgenommen und so begeistert er am Samstagabend in der Wiehltalhalle mit der wunderschönen Ballade "No woman, no cry". Gespickt mit Fragmenten von bekannten Melodien ist auch "Eleuthra". Eine Homage an Django Rheinhard ist das zunächst sehr bewegende "Django", das in sehr swingende Rhythmen übergeht. So ist Monty einerseits fest verankert im Straight-Ahead Jazz, beeindruckt aber auch besonders durch sein äußerst lyrisches Balladen-Spiel. "Body and Soul" ist dann wieder etwas für die leisen Töne. Ganz anders und mit viel Leidenschaft gespielt: "Sweet georgia brown". Monty ist einfach der "Herr der Tasten". Das beweist er Stück um Stück. Zum guten Schluss folgt auf ein "Glory, glory, halleluja" und einer perfekten Jodel-Einlage von Monty "King Tubby". Und der ebenso exzellent swingende, wie in karibischen Rhythmen groovende Musiker, der in vielen Stilrichtungen zu Hause ist lässt ein begeistertes Publikum zurück. 1992 entfachte er bereits bei den Wiehler Jazztagen Begeisterung - doch hat er in 2007 mehr Lockerheit und noch mehr Charisma und beweist: Monty Alexander ist Lyriker, Balladen-Erzähler, Swing-König, gut gelaunter Spaßmacher, der auch den echten Blues hat - und vor allem ein brillanter Jazzer.

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