Kleine Jazztage-Variante mit tollem Kneipen-Jazz

(5. Mai 2016) Gemütlich von einem Lokal zum anderen schlendern, in unterschiedliche Musikrichtungen hineinschnuppern, dazu ein kühles Getränk – das bot der Jazz-in-der-Kneipe-Abend des diesjährigen „Jazzlight“ im Wiehler Zentrum.
Trio Claudi-Adam-Schröder - Foto: Christian MelzerTrio Claudi-Adam-Schröder - Foto: Christian Melzer Neun Bands spielten für die Gäste und das den ganzen Abend lang. Und das Jazzmobil der Feuerwehr fuhr die Besucher wieder von Kneipe zu Kneipe, so dass auch die etwas außerhalb des Ortskerns liegenden Orte wie das Feuerwehrhaus oder das Waldhotel Tropfsteinhöhle gut zu erreichen waren.

Einen Waschbrettbauch hat Elmar Hennlein von der „Original Oberbergische Dampfkapelle“ nicht, aber er spielte darauf. In der Musik wird dieses circa 40 Zentimeter große Hilfsmittel zum Waschen von Kleidungsstücken als Rhythmusinstrument eingesetzt. Passend zu dem Wetterumschwung und dem langen Wochenende spielten sie „Wochenend und Sonnenschein“ – ein alter Schlager der Comedian Harmonists. Jazz und deutsche Schlager aus den 1920er und 1930er Jahren zelebrieren sie nunmehr schon im 31. Jahr. Die Gäste in der Feuerwache Wiehl freuten sich über Stücke wie „Hello Dolly“, „Dr. Jazz“ oder auch ein „Down by the riverside“. Ebenfalls passend zum Frühlingshaften Wetter das „Icecream“, das die „Dixie Friends Krombach“ im Waldhotel Tropfsteinhöhle präsentierten. Klassische Jazztitel sowie bekannte Evergreens gehören zu ihrem Repertoire und sie legen Wert darauf, das zu spielen, was das Publikum hören will. Ob ein „All of me“, ein „St. Lois Blues“ oder eine „Bourbon Street Parade“.

Im Plattes und Hotel zur Post starteten die Gigs schon vor acht Uhr. Die Nosmo Kings mit Blue George, Andreas Steinmeyer, Ralf Müller und Bernd Winterschladen swingten gleich mal mit einem „C’est ci bon“ im Plattes los. Dann nahmen sie Fahrt auf mit „Take the A-train“. Gute Stimmung mit facettenreicher Musik und viel Wortwitz in den Ansagen bescherten sie den Jazzfreunden. Das „Hit the road Jack“ wurde bei ihnen zum „Hit the road Jo“ und selbst ein „Azzuro“ hatten sie dabei. Nicht zum ersten Mal erfreuten sie das Wiehler Publikum im Rahmen der Jazztage. Wiederholungstäter auch im Hotel zur Post. „ProAm 3 & Friends“ spielten in gemütlicher Runde auf. Eckhard Richelshagen, Werner Huppert und Horst Rieger hatten wieder Sängerin Sandra Reinbott dabei und als Freunde den brillanten Gitarristen Manuel Marcos – der nicht nur beim „Rio de janeiro blues“ solistisch glänzte – und den oberbergischen Ausnahmeposaunisten Bert Laukamp. Sie entführten gemeinsam auf die „Route 66“, boten ein „Caravan“ oder auch ein „One note samba“.

„Petersburg“ ist eins der Stücke von Igor Lazarev. Der Gitarrist präsentierte im Jugendcafé „Checkpoint“ mit seiner „Lazarev Group“ nur eigene Stücke - Fusionjazz mit Anleihen aus dem Rock-, Funk- und Latinbereich, energetisch und interaktiv gespielt. Dazu erklärte Lazarev, wie die Stücke entstanden sind. Auch „Don & Ray“, die Jazz vom Feinsten in der Pastabar „aldente“ boten, erklärten einiges zu ihrer Musik und erzählten, das bei ihren Konzerten oft tumultartige Zustände entstehen würden. Die gab es nicht in Wiehl, aber nicht nur ihr Duke-Ellington-Block war vom Feinsten. Auch eine Instrumetal-Variante von Udo Lindenbergs „Hinterm Horizont geht’s weiter“ war klasse. Gitarrist und Sänger Ali Claudi ist immer ein gern gesehener und gehörter Gast bei den Wiehler Jazztagen. Im „Brauhaus Wiehl“ bot er mit dem „Trio Claudi-Adam-Schröder“ nicht die üblichen Jazz-Standards. Die drei kennen sich schon mehr als 30 Jahre und verleihen gemeinsam jedem Stück neue überraschend harmonische und rhythmische Dimensionen.

Blues mit Soul und Soul mit Blues – das passt perfekt ins Wiehler „Sümpfchen“. Hier sind sie auch schon bei vergangenen Jazztagen aufgetreten und haben ihr Stammpublikum. Zu „Bad Company“ kommentierte Sängerin Melanie Bartsch augenzwinkernd, dass sie hier in bester Gesellschaft sei. Aber „Nothing to worry about“ hieß es dann von den vier der Band „Get the Cat“. Grandioser Soul-Blues der viele Gäste anzog, die sich dicht gedrängt durchs „Sümpfchen“ schoben. Schlusspunkt bildeten „Annina Struve & Hugoonion“ in der „Black Box“ mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Funk, Rock, Latin, Jazz, Blues und Soul. Viel Musik – und das total unterschiedlich – gab es also bei diesem „Jazz in der Kneipe“-Abend im Rahmen von „Jazzlight 2016“. Die zweite Lightversion der Wiehler Jazztage startete mit guter Musik, perfektem Wetter und toller Stimmung in neun Kneipen.

Vera Marzinski

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