Wiehler Jazztage 2005: Helen Schneider

(30. April 2005) Was für eine Stimme! Helen Schneider mit Klangnuancen die unter die Haut gehen. Unter die Haut ging auch die jazzige, literarische Gruselstory von „Schneewittchen“.
Angespannt verfolgte das Publikum die Märchenstunde der ganz besonderen Art. Nicht nur die Art und Weise der Vermittlung dieser altbekannten Geschichte faszinierten, auch mit ihrem Charisma zog Helen Schneider die Gäste in der Wiehltalhalle in ihren Bann.

Ob Balladen oder rockig-funkige Stücke, es war ein Abend voller Energie und Verve und einer Grand Dame mit einer überwältigenden Stimme. Faszinierend auch, wie tief Helen Schneider in ihren Liedern versank und die Emotionen brillant darbot. So auch bei „I wanna be a child again“, ein Text von Udo Lindenberg, oder dem Gänsehaut-Stück „Somewhere over the rainbow“.

„Just like a woman“, von einem Mann (Bob Dylan) komponiert. Eine Tatsache, die Helen Schneider so gar nicht nachvollziehen wollte. „Es fällt mir schwer zu verstehen, dass ein Mann das komponiert hat – und warum?“. Amüsiert und charmant kommentierte sie nicht nur dieses Lied.

Eine Dame in New York sprach Helen Schneider vor etwa zwölf Jahren an, weil sie Songs speziell für Helen in petto hatte. Enid Levine komponierte grandiose Lieder für sie, einige präsentierte Helen Schneider auch dem Wiehler Publikum. So das pop-funkige „Robinson Crusoe“. Auf Jazz-Festival-Standards verzichtete Helen Schneider nicht ganz, „Love for sale“ von Cole Porter hatte sie mit im Programm.

Peggy Lees „Some cats now“ bot sie in einer Mischung aus lasziv-charmant und umgarnte ihren Bassisten Mini Schulz dabei. Der begeisterte immer wieder auf seinem E-Bass mit Solo-Einlagen. Mini Schulz ist seit September 2003 künstlerischer Leiter des “Pop-Büro Region Stuttgart”, spielt sowohl Klassik (u.a. Stuttgarter Kammerorchester) als auch Jazz und Pop (u.a. SWR Big Band, Paul Young, Paul Kuhn) sowie Theater, Show und Musicals. Immer wieder glänzte auch Gitarrist Jo Ambros mit explosionsartigen Soli, aber auch mit einfühlsamer Begleitung. 2004 brachte Ambros seine Debut-CD „wanderlust", eine Verbindung von musikalischen Klang- und Erlebniswelten, heraus und erhielt im selben Jahr den Jazzpreis Baden-Württemberg 2004. "Bei aller technischer Geläufigkeit steht die Expressivität im Vordergrund und ist prägend für seine emotionale Spielweise", stellte die Jury fest. Der Dritte im Bunde des Helen Schneider Trios: Schlagzeuger Meinhard „Obi“ Jenne, der immer wieder in verschiedenen Formationen auftritt und nach seinem Klassikstudium an der Musikhochschule Trossingen Akademist bei den Berliner Philharmonikern sowie freier Musiker beim SWR-Radiosymphonieorcherster Stuttgart war. Sein Soli zur Zugabe entpuppte sich als besonderes Schmankerl – er zelebrierte nicht die übliche Schießbuden-Aktion sondern wischte und kratzte an Becken und Trommeln.

Helen Schneider ließ den Samstagabend in der Wiehltalhalle mit der grandiosen Band und ihrer Stimme mit dem warmen, volltönenden und melodieseligen Ton und dem exzellenten Groove, zu etwas besonderem werden.

Bilderserie

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